Wenn der Staat über Gesundheit bestimmt.....
Oliver Marc Hartwich, deutscher Diplomökonom, forscht seit 2005 in London an der renommierten Denkfabrik Policy Exchange. Zuvor war der 31-jährige promovierte Jurist als Assistent im britischen Oberhaus tätig.
In der Zeitschrift "Capital" gibt er aktuell einen Einblick in die Leistungsfähigkeit eines staatlichen Gesundheitssystems in einem der reichsten westlichen Industrieländer:
"Es ist Herbst. Die Außentemperatur liegt bei knapp 10 Grad. Drinnen ist es auch nicht viel wärmer, denn die Heizung ist seit Wochen ausgeschaltet - aus Kostengründen, wie zu hören ist. In der Küche laufen Ameisen über den Boden, von den Wänden bröckeln Farbe und Putz. Unter einigen Betten sind wiederholt Kakerlaken gefunden worden. Willkommen auf der Hämatologie-Station einen führenden Londoner Krankenhauses, wo sich auch Premier Tony Blair behandeln lässt", schreibt Hartwich. Jemandem, der an das deutsche Niveau der medizinischen Versorgung gewohnt sei, würde die erste Begegnung mit dem National Health Service wie eine Zeitreise in die Vergangenheit vorkommen. Vollkommen unverständlich ist für Hartwich, dass offenbar einige Beteiligte darauf aus sind, das deutsche Gesundheitswesen zu einer Art "NHS light" umzubauen. Nach seiner Auffassung gehen die Bürgerversicherung, die Einschränkung oder gar die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und der Gesundheitsfonds in diesselbe Richtung. Abbau von Wettbewerb zugunsten von mehr Staatsmedizin. Angetrieben wird diese Entwicklung von dem Glauben, durch eine Vergrößerung des staatlichen Einflusses mehr Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit erreichen zu können. Das dies ein Trugschluss ist, können die frierenden und wartenden Patienten in britischen Krankenhäusern eindrucksvoll bestätigen.
Quelle:capital